Geschichten wecken Emotionen in uns. Ein 360°-Film ermöglicht, Emotionen besonders intensiv zu erleben, was Unternehmen sich zu Nutze machen können. Ob der 360°-Film jedoch die gewünschte Botschaft vermittelt, hängt vor allem vom Storytelling ab. Und das unterscheidet sich von der Erzählweise in herkömmlichen Filmen und auch von VR-Produktionen.
Storytelling ist so alt wie die Menschheit. In früher Vorzeit wurden Überlebensstrategien am Lagerfeuer in Form von Geschichten erzählt. Grimms Märchen warnen Kinder vor Gefahren. Denn pure Tatsachen und nackte Zahlen erreichen uns nur oberflächlich und es fällt uns schwer, das Gesagte langfristig im Gedächtnis zu behalten. Geschichten und Bilder jedoch lassen Emotionen entstehen und so merken wir uns die Information. Möchte ein Unternehmen eine Botschaft vermitteln, sei es die Ankündigung eines neuen Produkts, die Darstellung eines bestimmten Images oder eine Sicherheitsanweisung für Mitarbeiter, muss die Botschaft in einer Geschichte verpackt werden. Das Gesagte prägt sich ein, weil Emotionen ausgelöst werden.
Storytelling in 360 Grad
Damit die Botschaft der Geschichte die Zuschauer erreicht, muss sie dem Medium entsprechend transportiert werden. 360°-Filme funktionieren nach anderen Regeln als herkömmliche Filme. Bei letzteren schaut der Zuschauer auf den Bildschirm oder die Leinwand: Der Filmemacher bestimmt, was der Betrachter sieht und kann, zum Beispiel mit Zoom oder Schnitt, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Stellen fokussieren und den Zuschauer so durch die Geschichte leiten.
Sieht ein Zuschauer einen 360°-Film durch eine VR-Brille funktioniert das nicht. Der Betrachter sieht die Geschichte nicht mehr nur vor sich, er ist mitten im Geschehen. Er kann sich nach allen Seiten umschauen. Der Zuschauer benötigt ggf. erst mal Zeit, sich zu orientieren. Während klassische Filme einzelne Einstellungen manchmal nur für wenige Sekunden zeigen, ist das im 360°-Film nicht möglich. Es führt schnell zur Desorientierung bei dem Betrachter. Es wird versucht, Schnitte zu vermeiden. Vielmehr wird eine Szene immer ungeschnitten gedreht, damit der Zuschauer weiß, wo er steht. Nach einem Schnitt, ist der Zuschauer in einer neuen Szene und man muss ihm Zeit geben, sich neu zu orientieren.
Der 360°-Film wird wie ein klassischer Film linear erzählt und der Betrachter hat keinen Einfluss auf das Geschehen. Der Film läuft weiter – egal, wo der Betrachter hinschaut. Damit er nichts Wesentliches verpasst, ist es wichtig den Blick des Betrachters zu leiten. Möglich ist das mit verschiedenen Techniken, zum Beispiel mit Geräuschen oder mit Licht.
Beispiel: 360°-Film bei VRtual X
Für die Facharztklinik Hamburg haben wir einen 360°-Film gedreht. Ziel war es, potenziellen Patienten Angst vor einer Behandlung zu nehmen. In dem entstandenen Film erlebt der Betrachter einen Gang durch die Klinik aus Sicht eines Patienten.
Bei der Produktion des 360°-Films war die Kamera damit kein reines Werkzeug mehr, sondern trat an die Stelle des Patienten. Die Positionierung der Kamera war entscheidend, sie musste immer dort sein, wo ein Patient auch sein würde. Der Film zeigt alle Stationen eines Patienten: von der Begrüßung, über die Einweisung, die Fahrt im Krankenhausbett zum Operationssaal und Gespräche bei der Nachsorge mit dem Arzt. Gelenkt haben wir den Fokus des Zuschauers während des 360°-Rundgangs durch direkte Ansprache: Die Person am Empfang, der Operateur und auch der Arzt bei der Nachsorge, immer sprechen diese im Film direkt mit dem Patienten, sprich mit dem Zuschauer. Die Rundum-Perspektive, das Erleben aus Patienten-Sicht und die direkte Ansprache machen den Film für den Betrachter zu einer intensiven, real empfundenen Erfahrung. Ein Patient kann sich mit Ansehen des Films mit der Umgebung und allen Stationen in der Klinik vertraut machen. Er kann nachempfinden, was ihn erwartet und Ängste vor dem Unbekannten werden abgebaut. Denn wenn ein Patient nach Anschauen des Films in die Klinik kommt, hat er das Gefühl bereits schon einmal hier gewesen zu sein.